Geschichte & Verwaltung | Glossar Autobahnen + Fernstraßen
Reichsautobahnlager
Reichsautobahnlager Kersdorf bei Fürstenwalde Quelle: Sammlung Andreas Simon, Rauen
Da die beim Bau der RAB beschäftigten Arbeiter nicht nur aus dem unmittelbaren Umfeld der Baustellen kamen und Privatquartiere den großen Bedarf nicht decken konnten, war die Unterbringung der Arbeiter in Sammelunterkünften erforderlich. Durch Gesetz vom 3. Dezember 1934 über die Unterbringung von Arbeitern bei Bauten wurden die Bauunternehmen zur Bereitstellung von Schlaf- und Aufenthaltsräumen verpflichtet. Oftmals wurden die Lager aber auch von den OBK/OBR zur Verfügung gestellt, jedoch musste der Unternehmer für den Betrieb des Lagers aufkommen. So entstanden an den Strecken der im Bau befindlichen RABen diverse Arbeiterlager. Die Unternehmen konnten Wohnlager kaufen, von der Direktion der Reichsautobahnen leihen oder auch selbst herstellen.
Aufgrund der teilweise ungenügenden Qualität der Arbeiterlager und der Gefahr, dass die Arbeiter sich dagegen auflehnen und damit die Produktivität sinkt, wurden die Unternehmer per Anordnung zur Einhaltung der Vorgaben gezwungen. "Musterlager", z.B. am Werbelinsee (Strecke Berliner Ring - Stettin), wurden als beispielgebend in der Presse und in einschlägigen Medien vorgestellt.
Im Wesentlichen bestand ein Reichsautobahnlager aus
Mannschaftsbaracken,
Wirtschaftsbaracke mit Küche,
Vorratsraum und gemeinsamer Aufenthaltsraum,
Maschinenschuppen,
Waschbaracke und
Fahrradschuppen.
Arbeiterlager an den Baustrecken der RAB, Stand Anfang September 1937. Quelle: Schriftenreihe Straße, Heft 9, (1937), S. 34
Schrifttum:
Schmitt-Kölzer, Wolfgang: Bau der "Reichsautobahn" in der Eifel (1939-1941/42)
Die unterschiedlichen Lagertypen. S. 53-55 (2¼ S., 1 Abb.)
Verf. bescheibt die verschiedenen Lagertypen als Einleitung nachfolgender Seiten, auf denen ausgewählte Lager der Eifel vorgestellt werden. B017529
Stockmann, D.: Strecke 46,
22.6 Soziale Betreuung, S. 133-146 (13⅓ S., 21 Abb., 2 Kartenskizzen)
Verf. schildert ausführlich Lager, soziale Betreuung und Probleme in den Lagern. B017369
Flessa, B. und Goller, H.: Die Geschichte der Autobahn 1934 bis 2000,
S. 32-33 (2 S., 1 Abb., 1 Faks. d. GI)
Inhalt: Die Unterbringung der am Autobahnbau beschäftigten Arbeiter, Arbeiterlager am Streckenabschnitt in Franken [heute Teil der BAB A9], Musterlager Falls, Lager Biengarten, Probleme in den Lagern. B017349
Schütz, E. und Gruber, E.: Mythos Reichsautobahn
S. 66-93 (6 Abb. zum Stichwort, 1 Faksimile zum Einsatz jüdischer Arbeitskräfte)
Inhalt: Der Sozialismus des Straßenbaus, Arbeitsverhältnisse und Krieg, Arbeitsbelastung der Arbeiter, Krankheitsbedingte Ausfälle, Lager für Arbeitskräfte strukturschwacher Regionen, Mangelhafte Unterkünfte und übergroße Entfernungen zu den Baustellen, Schlechte Entlohnung, Unmut der Arbeiter, Eingriffe durch GI, Musterlager Werbellin, Lagerbetreuung durch DAF/KdF. Einsatz jüdischer und polnischer Arbeitskräfte. B017359
Stommer, R. (Hrsg.): Reichsautobahn - Pyramiden des Dritten Reiches
S. 13: Nationalsozialistische Arbeiterbetreuung (Text, 1 Foto), S. 124: Text u. Foto eines vorbildlichen Reichsautobahnlagers. B017364
Hafen, P.: Das Schrifttum über die deutschen Autobahnen
Weik, F.: Reichsautobahnlager
in Die Straße, 3. Jahrg. (1936), Heft 1, S. 18-19 (2 S., 7 Abb.)
Inhalt: Amt "Schönheit der Arbeit" in der DAF hat 64 Lager und eine Anzahl Einzelbaracken nach den Normen des Arbeitsdienstes errichtet. Kriterien für die Wahl der Bauplätze neuer Reichsautobahnlager. Grundaufbau eines RABLagers: 3 Manschaftsbaracken zu je 4 Stuben mit jeweils 18 Betten = 216 Betten; 2 Führerstuben; Wirtschaftsbaracke mit Gemeinschaftsraum, Küche, Vorratsraum, Kantine; Waschraum mit Heiz-, Wasch-, Dusch- und Trockenraum. Abort mindestens 20 m vom Lager entfernt. 1 Fahrradschuppen mit Aufewarungsraum für Kohlen, Holz und anderes. Barackenanordnung so, dass ein Lagerinnenraum von etwa 100 x 35 m entsteht.
Abb. zeigen die Lager Hollenstedt (Strecke Harburg-Bremen), Bugsinsee (Berlin-Stettin), Ramsenthal (Schleiz-Bayreuth), Biesenthal (Berlin-Stettin), Lager an der Omaza (Königsberg-Elbing), Gruibingen (Stuttgart-Ulm) und Unterjoch (Deutsche Alpenstraße).
Quelle: Hafen: 627 23
Todt, F.: Die soziale Verantwortung des Unternehmers beim Bau der Reichsautobahnen
in Die Straße, 1. Jahrg. (1934), Heft 5, S. 132-135, (4 S., 9 Abb.)
Inhalt: Mit Verweis auf die Paragraphen des "Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit" (z.B. im § 1: "...Pflichten, die dem Führer des Betriebs erwachsen ...") wird den Unternehmern auferlegt, in ihren Betrieben das Führerprinzip zu gestalten und zu praktizieren. Abbildungen demonstrieren, wie ein Reichsautobahnlager auszusehen hat. Abgebildet werden die Lagerbaracken, Freizeiträume, Schlafraum, Abortanlage, Sanitärraum und Krankenstube.
Quelle: Hafen, 626 04, S. 744 F027110
o.N.: Musterlager für die Arbeitskameraden beim Bau der Reichsautobahnen
in Die Straße, 1. Jahrg. (1934), Heft 8, S. 256 (Umschau), 3 Abb.: Aufbau einer Musterbaracke, Gegenüberstellung alte und neue Baracke, Waschraum einer neuen Baracke.
Bei Hafen: 627 05, S. 747 F027111
o.N.: Würdiges Wohnen an der Baustelle
in Die Straße, 2. Jahrg. (1935), Heft 18, 638-639, 11 Abb. eines Musterlagers F027124
Siehe auch:
Person mit Weisungsbefugnis in den RAB-Lagern
Kulturelle Betreuung in den RAB-Lagern
Berufskrankheit vieler Arbeiter beim Bau der Reichsautobahnen