ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Geschichte & Verwaltung | Akteure, Prozesse & Organisation

Reichsautobahn-Kraftstoff-Gesellschaft mbH (R.A.K.)

Im Juli 1936 gegründetes Unternehmen zur Betriebsführung der an den Reichsautobahnen entstehenden Tankstellen. Zum offiziellen Verkauf kamen die Produkte der großen Mineralölkonzerne, jedoch wurden diese unter dem einheitlichen Namen "Deutsches Benzin" abgegeben.

Sitz der Gesellschaft war Berlin W 9, Potsdamer Platz 1, Columbus-Haus.

Die Reichsautobahntankstellen hatten nicht allein die Aufgabe, den Kraftverkehr mit Treibstoffen zu versorgen, sondern wurden vor allem als "öffentliche Verkehrsstützpunkte" gesehen1. Die Organisation erfolgte deshalb in einem vom staatlichen System "organisatorisch straff gespannten Rahmen"1. Bonatz/Wehner schreiben in ihrem "Werkheft-Reichsautobahnen 2" zwar, die Entwicklung am Treibstoffmarkt während des Krieges hätte die Berechtigung der Maßnahmen in vollstem Umfange erwiesen, doch zeigt eine Gesamtbetrachtung der Jahre zwischen 1933 und 1945, dass die Maßnahmen unzweifelhaft wegen des in Aussicht genommenen Eroberungskrieges eingeführt worden waren.

Für die Ausbildung des Tankstellenpersonals wurde 1935 in Michendorf bei Berlin 1935 eine Tankwartschule als Bildungs- und Schulungseinrichtung gegründet. Sie befand sich in den von Prof. Friedrich Tamms erbauten Gebäuden der Tankstelle Michendorf-Süd und den sich daran anschließenden Gebäuden der nach 1945 eingerichteten Autobahnmeisterei Michendorf.

Das Personal der Tankstellen bildete deren Gefolgschaft. Je nach Größe der Tankstelle gab es die Funktionen

  • des Haupttankwarts (Htw),
  • des Obertankwarts (Otw),
  • des Tankwarts (Tw),
  • des Jungtankwarts (Jtw) und
  • des Nachttankwarts (N).

Viele Tankstellen beschäftigten Frauen mit der Aufgabe, den Erfrischungsdienst (ED) für die Reisenden durchzuführen.

In der Zentrale der R.A.K. GmbH wurden die in einem reichsweiten Konzern anfallenden Aufgaben wahrgenommen. Es gab die von Geschäftsführern geleitete Direktion sowie die Abteilungen Verwaltung, Technik und Betrieb mit ihren Abteilungsleitern. An Einzelberufen arbeiten in der Zentrale: Buchhalter, Fernsprech-Vermittler, Ingenieure, Kontoristinen, Kraftfahrer, Registratoren, Schulungsmeister, Sekretärinen, Stenotopistinen, Tankstellen-Revisor und ein Architekt. Geschäftsführer der Zentrale sind Diplom-Ingenieur H. Rosalleck und -ehrenamtlich- Ministerialrat E. Schönleben. Der "RAK-Tankwart", Heft 6 (1939), enthält eine mehrseitige Übersicht des Standes der Gefolgschaft an den R.A.K.-Tankstellen sowie in der Zentrale per 1. Juni 1939.

Tankquittung
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Tankquittung, ausgestellt am 8.11.1943 in der Tankstelle Münchberg.
Wiedergabe mit Dank an das Stadtarchiv Münchberg.
 

 
 
Zur Erleichterung des Tankens und seiner Abrechnung gegenüber dem Tankwart führte die R.A.K. Treibstoff-Gutscheinhefte ein. Die Blöcke enthielten Gutscheine für 50 und 100 Liter Benzin oder Gemisch und konnten in der Berliner Zentrale sowie an den Tankstellen erworben werden. Da es im Gebiet des Deutschen Reiches unterschiedliche Preiszonen gab und die Benutzer der RAB eventuell durch zwei oder mehrere Preiszonen fuhren, wurde der Kraftstoff generell zum höchsten Zonenpreis berechnet. Wurde nicht die per Gutschein mögliche Kraftstoffmenge getankt, erstattete der Tankwart den Restbetrag in bar an den Kunden.

 

TwSM
Tankstelle Michendorf. Im Kreis das Gelände der ehemaligen Tankwartschule. Aufnahme ca. 1978.
Foto: Lothar Willmann, Luftbildfotograf

 

Michendorf
Das Gebäude der Tankwartschule Michendorf am Berliner Südring (BAB A10).
Zur Zeit der DDR befand sich darin eine Mitropa-Raststätte.
Wegen der nach 1990 neu errichteten Raststätte Michendorf verfiel das Gebäude im Verlaufe der folgenden Jahre immer mehr und wurde letztendlich abgerissen.
Quelle: unbek. Aufnahme ca. 1970/80

Die RAK bestand bis 1954, hatte jedoch nach dem Zusammenbruch des 'Dritten Reiches' den Geschäftsbetrieb nicht wieder aufgenommen.

 

1 Bonatz/Wehner: Reichsautobahn-Tankanlagen, Werkhefte-Reichsautobahnen 2, S. 7

 

Schrifttum, Informationen, Karten:

Machemer, H.: Reichsautobahn-Kraftstoffgesellschaft mbH
in Die Straße, 3. Jahrg. (1936), Heft 22, S. 724-725 (1½ S.)
Inhalt: Einschränkung der Zulassung privater Tankstellen im Raume von 10 km beiderseits der RAB. Das Verhältnis der RAB-Kraftstoffgesellschaft zur Gesellschaft "Reichsautobahnen". Die Organisation der RAB-Kraftstoffgesellschaft und deren Aufgaben.
[Quelle: Hafen, P. 608 03, S. 724]

Machemer, H.: Reichsautobahn-Kraftstoffgesellschaft
in Schriftenreihe d. Straße, Bd. 8, S. 20-21 (1½ S.)
Inhalt: Unter Hinweis auf das Gesetz über die Errichtung der Ges. RAB vom 27.6.1933 wird die Monopolstellung hinsichtlich der Treibstoffversorgung auf den RAB begründet. Einzelheiten über den Pachtvertrag mit der RAK. Die Ausgestaltung der Tankstellen ist Sache der RAK. Zunächst wurde nur ein Benzin und ein Gemisch verkauft ohne Markenbezeichnung, wobei die großen Treibstoffgesellschaften an den Lieferungen hauptbeteiligt waren. Der Treibstoff wird zu den jeweils gültigen Zonenpreisen abgegeben. Der Reingewinn aus der RAK kommt der RAB-Ges. zugute. Die bis Ende 1936 fertigen 22 und die im Bau befindlichen 15 Anlagen werden aufgeführt.
[Quelle: Hafen, P. 608 08, S. 725]
Ausführungen dazu im Artikel von Schönleben, Eduard: "Der Betrieb der Reichsautobahnen"
in Die Straße, 4. Jahrgang 1937, 1. Januarheft Nr. 1, Seiten 4 - 12.

Rosollek, Hans: Kundendienst an der Reichsautobahn
in Die Strasse 5 (1938), H. 9, S. 287

H. Schneider, Naumburg (Saale), 12/2016


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