Archiv für Autobahn- und Straßengeschichte

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Autobahnmeistereien - "treue Seelen" für die Autobahnen und Kraftfahrer

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Der RAB-Straßenmeister.
Er stand als Chef einer Straßenmeisterei vor.1

 
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AM obliegen auch Aufgaben zur Absicherung
von Verkehrsteilnehmern bei einer Havarie.

 

Ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autobahn- und Straßenmeistereien wäre das gewohnte Fahren auf Autobahnen und Fernstraßen nicht möglich. Erst ihr ständiger Einsatz, oftmals harte Knochenarbeit, macht die Autobahnen für Verkehrsteilnehmer dauerhaft nutzbar.

Zu Zeiten der Reichsautobahnen arbeiteten die Meistereien unter der Bezeichnung "Straßenmeisterei". Erst nach dem II. Weltkrieg wurde für jene Betriebe, die sich in erster Linie mit der Unterhaltung von Autobahnen befassten, die Bezeichnung "Autobahnmeisterei" eingeführt. In der Gegenwart gibt es vereinzelt sowohl Straßenmeistereien, die auch Aufgaben für Autobahnen wahrnehmen als auch Autobahnmeistereien, die Aufgaben für das Landstraßennetz erfüllen.

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Nach der politischen Wende in der DDR 1989 wurden die Autobahnmeistereien in den sog. Neuen Bundesländern umfangreich rekonstruiert, um die neuen und gewachsenen Aufgaben erfüllen zu können. Rechtes Bild: Die AM Erkner während der Renovierung der KFZ-Halle im September 2004.

In der Bundesrepublik Deutschland gab es im Jahr 2007 185 Autobahnmeistereien mit rund 6.000 Mitarbeitern.

Die Arbeit als Straßenwärter ist zwölf Mal gefährlicher als eine "durchschnittliche" Tätigkeit. Einige Mitarbeiter können sich oft nur durch einen waghalsigen Sprung über die Leitplanken vor rücksichtslosen Autofahrern retten. Gerade deswegen findet man unter Mitarbeitern von AM sehr häufig einen ausgeprägten kollegialen und sozialen Geist.

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Dienstgebäude der AM Trockau (BAB 9)2
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Gebäude der AM Fürstenwalde (BAB 12).

Die Verkehrssicherungspflicht wird von den Mitarbeitern der AM im Auftrage des Bundes, als Eigentümer der Autobahnen, wahrgenommen. Es bestehen besondere Rechte, welche auch von anderen Verkehrsteilnehmern beachtet werden müssen. Hoheitliche Aufgaben und Rechte bestehen hingegen nicht.

Hauptaufgabe der Straßenwärter ist die Gewährleistung der Sicherheit und der Leichtigkeit des Verkehrs. Dazu werden täglich Kontrollfahrten unternommen. Eventuelle Schäden oder Beeinträchtigungen an der Fahrbahn, den Sicherheitseinrichtungen, der Beschilderung, der Entwässerung und der Bepflanzung (auch neben der Strecke) werden festgestellt und ggf. gleich behoben.

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Straßenmeisterei (heute Autobahnmeisterei) Werder (BAB 10)3

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AM Erkner (BAB 10): Ehem. Siloturm. Er beherbergt eine Autobahngeschichtliche Sammlung.

Von hoher Bedeutung ist auch die Instandhaltung aller Bauwerke und Einrichtungen der Autobahn. Ausgeführt wird die Beseitigung und Ausbesserung von Kleinschäden wie Rissen und Schadstellen an Brücken und Fahrbahndecken.

AM sind auch für die Unterhaltung und Reinigung von Parkplätzen und Toilettenanlagen zuständig. In den Hauptreisezeiten, zu den Sommerferien, wird dies auch mehrfach täglich vorgenommen. Die Grünpflege ist eine weitere wichtige Tätigkeit der Autobahnmeistereien. Der Bewuchs im Mittelstreifen, seitlich der Fahrbahnen und an Parkplätzen muss teilweise mehrfach im Jahr geschnitten werden. Umfangreichere Gehölzrückschnittarbeiten finden meist in schneefreien Wintermonaten statt.

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Mit Eröffnung der ersten RABen wurden provisorische Lösungen für das Personal der im Aufbau befindlichen Meistereien eingerichtet.4

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Autobahnmeistereien sind heute hochmoderne Betriebe zur bestmöglichen Erfüllung der gestellten Aufgaben.

Die Zeit zwischen Anfang Oktober und Ende April ist eine der erhöhten Belastung aller Mitarbeiter. Urlaubssperren, lange Bereitschaftsschichten und Einsätze zu nachtschlafender Zeit sind in den Wintermonaten nicht zu vermeiden. Nach den Mitteilungen des Wetterdienstes halten sich die Mitarbeiter der Meistereien in ihren Verfügungsräumen bereit, um entweder gegen Glättegefahr zu streuen oder aber Schnee zu räumen. Gerade hier wünschen sie sich mehr Vorsicht von den Verkehrsteilnehmern. Zu oft erleben sie, daß KFZ, die meinen, den Schneepflug überholen zu müssen, anschließend in einen selbstverschuldeten Unfall verwickelt werden. Es kommt sogar vor, daß die Mitarbeiter der AM von uneinsichtigen Autofahrern beschimpft und beworfen werden, obwohl sie gerade für deren Wohl arbeiten.

Von den Mitarbeitern werden Bau- und Unfallstellen gesichert. Letztere müssen auch häufig wieder gereinigt werden.

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Autobahnmeisterei Oelde, Wagenhalle

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AM Erkner: Blick vom Siloturm zur BAB 10 (Ostring)

Wenn Leute in orangefarbener Warnkleidung auf oder am Rand der Fahrbahn zu sehen sind, muss für jeden Verkehrsteilnehmer gelten: "Runter vom Gas, langsamer und rücksichtsvoll fahren sowie stets bremsbereit sein".

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Autobahnmeisterei Heimsheim
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Wohnhäuser für die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Erkner

 


Quellenverzeichnis:
1 aus: Doll, Fritz: "Die Aufgaben der Straßenmeistereien" in: "Der Betrieb der Reichsautobahnen. Einrichtungen für den Verkehr der Zukunft" (Schriftenreihe der 'Straße', Heft 8 und zweite Veröffentlichung der Jahresreihe der 'Straße' 1937), Volk und Reich Verlag Berlin 1937, S. 30-31, Bild S. 31.
Original-Bildunterschrift: "Der Straßenmeister der Reichsautobahn"
Foto: OBK, Berlin

2 aus: Bonatz, P.; Wehner, B.: "Reichsautobahn-Straßenmeistereien", Volk und Reich Verlag Berlin Prag 1942, S. 52.
Originalunterschrift: "Dienstgebäude der Straßenmeisterei Trockau"
Foto: Kolb, Karl, Nürnberg

3 aus: Bonatz, P.; Wehner, B.: "Reichsautobahn-Straßenmeistereien", Volk und Reich Verlag Berlin Prag 1942, S. 85.
Originalunterschrift: "Straßenmeisterei Werder, Dienstgebäude und Fahrzeughalle"
Foto: Börner, Ernst H., Berlin-Zehlendorf

4 aus: Wehner, Bruno: Aufsatz "Die bauliche Durchbildung der Straßenmeistereien" in: "Der Betrieb der Reichsautobahnen. Einrichtungen für den Verkehr der Zukunft" (Schriftenreihe der 'Straße', Heft 8 und zweite Veröffentlichung der Jahresreihe der 'Straße' 1937), Volk und Reich Verlag Berlin 1937, S. 31-35, Bild S. 32. (auf der Webseite unvollständig)
Original-Bildunterschrift: "Provisorische Straßenmeisterei mit Wagenhalle an der Reichsautobahn"
Foto: Hege, Else Naumburg

Gestaltung: H. Schneider (AfASG), 2015