ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Asphalt, Beton & Stein | Brücken & Tunnel

BAB A9: Die Hagen- oder auch "Millionenbrücke" im Fläming

Der Fläming ist ein Höhenzug im Bundesland Brandenburg, der seine Entstehung der Saale-Eiszeit verdankt. Die Eismassen schoben bei ihrem Vordringen vor 300 000 bis 130 000 Jahren gewaltige Mengen an Geröll und großen Steinen vor sich her, welche beim Abschmelzen des Eises infolge einer Warmphase als Endmoräne in West-Ost-Richtung liegenblieben.

Beim Bau der Reichsautobahn Strecke 66 vom Berliner Ring nach Halle/Leipzig mussten viele kleine Quertäler mit Brückenbauwerken überquert werden, deren Höhe über Grund in der Regel 20 m nicht übersteigt. Eine der schönsten Brücken davon ist die 1936 erbaute Hagenbrücke. Sie befindet sich zwischen den Anschlussstellen Klein Marzehns und Niemegk und hat heute eine Länge von 61 m. Da im Fläming gebrannte Ziegel und Klinker eine wichtige Rolle als Baustoff spielen, wurden sämtliche Brücken ab dem Leipziger Abzweig (heute AD Potsdam) bis zur AS Coswig/Anhalt als Ziegel- bzw. Klinkermauerwerk ausgeführt oder auch nur mit Ziegeln verkleidet.

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Abfahrt zur Hagenbrücke auf der Richtungsfahrbahn Halle/Leipzig-Nürnberg-München.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Gewölbeöffnung der Brücke zerstört und erst 1953 wieder originalgetreu aufgebaut.

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Ansicht der Hagenbrücke von Westen. Hinter dem Gewölbescheitel zeigt sich ein Stück der Fahrbahnplatte der neuen Brücke.

Im Zuge der Erweiterung der Bundesautobahn A9 von 2 x 2 auf 2 x 3 Fahrspuren galt es, neben der denkmalgeschützten Hagenbrücke ein weiteres Brückenbauwerk zu errichten, ohne die Originalbrücke in ihrer Ansicht zu beeinträchtigen. Das Unternehmen Schmitt Stumpf Frühauf und Partner Ingenieurgesellschaft im Bauwesen mbH aus München/Berlin/Halle wählte für ihren Entwurf ein Dreifeldbauwerk mit vier kreisrunden Stützen. Diese sind zwischen Boden und den beiden Längsträgern so eingespannt, dass weitgehend die Sicht auf die östliche Brückenseite mit ihrem Mauerwerk erhalten geblieben ist.

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Ansicht der neuen Hagenbrücke. Die transparente Gestaltung mit den weit zurückgezogenen Widerlager ermöglicht die fast unbeeinträchtigte Ansicht der alten östlichen Brückenseite.

Die kreisrunden Pfeiler der neuen Brücke sind ca. 15 m lang. Die Pfahlkopfplatten, eine für das Pfeilerpaar der rechten und eine für das der linken Brückenhälfte, ruhen auf 2 x 4 Bohrpfählen von 90 cm Durchmesser und 14 m Länge.

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Die Entwässerung erfolgt über das Widerlager an der Nordseite. Eine Kaskade leitet das Wasser in die Sickermulde am Böschungsfuß.

Im Zuge des Brückenneubaus erfolgte auch eine Instandsetzung der alten Brücke, wobei schadhafte Klinker gegen speziell gebrannte neue ausgetauscht wurden.

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Ausschnitt unter Verwendung der Touristenkarte HOHER FLÄMING HAVELSEEN (VEB Tourist Verlag, Berlin/Leipzig, DDR 1977) mit eingezeichneter schematischer Lage des Weges zur Hagenbrücke.

Die Hagenbrücke wird auch als "Millionenbrücke" bezeichnet, weil angeblich für ihre Erbauung 1 Million Klinker benötigt wurden. Zu erreichen ist sie von der Landstraße zwischen den Dörfern Raben und Rädigke aus. Ein Parkplatz mit Bänken und Tischen zum Verweilen markiert den Beginn des ca. 1,2 km langen Waldweges zur Brücke. Wenngleich gegenwärtig kein Schild das Befahren des Weges mit Kraftfahrzeugen verbietet, sollte aber bedacht werden, dass das Gebiet um die Hagenbrücke zum Naturschutzgebiet "Klein Marzehns" gehört und bequem zu Fuß erwandert werden kann.

Quellenverzeichnis:
 
DEGES: »Besondere Brücken II«, Dokumentation 2000 [B017317]

© H. Schneider, Naumburg (Saale) 9/2012